Sieben Traufgänge, eine Familienwanderung und zwei Winterwege erschließen rund um Albstadt die Abbruchkante der Schwäbischen Alb.
EIN SEPTEMBERMORGEN, ganz früh am Zeller Horn. Keine Menschenseele weit und breit. Langsam ziehen sich die langgezogenen Schatten der Bäume aus der Wiese zu unseren Füßen zurück. Die Sonne taucht die Burg Hohenzollern gegenüber in sanftes Licht. Wir klatschen uns ab. Was haben wir für ein Glück. Normalerweise ziehen sich an solchen Traumtagen hier Hobbyfotografen aus nah und fern eine Nummer, um das berühmte Postkartenmotiv in die Kamera zu bekommen. Als die ersten Stimmen zu vernehmen sind, packen wir unser Vesper ein und wandern weiter. Es gibt schließlich noch mehr rund um Albstadt zu entdecken.
ALBSTADT ist die größte Stadt im Zollernalbkreis. Aber das merkt man fast nie, denn Albstadt ist ein Konglomerat aus zahlreichen kleinen Orten. Einzig Ebingen hat Stadtcharakter. Die Textilindustrie hat früher die Region geprägt. Und auch heute gehört es eigentlich zum Wandern dazu, im Outlet oder einem kleinen Fabrikladen shoppen zu gehen, egal, ob schicke Dessous oder Klamotten für die nächste Radtour oder Wanderung auf einem der Traufgänge. Sieben als Premiumwege zertifizierte Rundtouren, das »Traufgängerle« – eine Familienkurzwanderung am Schlossberg und zwei Premium-Winterwanderwege erschließen die Täler, Höhenzüge und Hochplateaus rund um Albstadt und machen ihrem Namen alle Ehre. Der Trauf, die steile Hangkante der Schwäbischen Alb, ist nie fern. Mal geht es durch typische Wacholderheiden am Abbruch entlang, dann wieder durch wunderbare Buchenwälder am Fuß der Felsen und hin und wieder sogar mitten hinein in die Geologie der Region.
DER FELSENMEERSTEIG ist die Königstour unter den Traufgängen. Namensgebend ist ein anregend unübersichtliches Wirrwarr aus riesigen Felsblöcken, die im Wechselspiel von Wasser, Kälte und Hitze entstanden sind. Ganz in der Nähe erhebt sich wuchtig der Turm der von Legenden umwobenen Schalksburg über die Baumwipfel. Den Turm zu besteigen, ist die Mühe wert. Schaustück der Runde ist der Böllat. Vom weit hinausragenden Felssporn schweift der Blick auf die Südseite des Eyachtals, wo wuchtige Kalksteinfelsen zwischen Gräbelesberg und Hörnle dem »Traufgang Hossinger Leiter« den Weg zu versperren scheinen. Eiserne Sprossen, Handläufe und Brücken helfen dort Wanderern beim Überwinden der lotrechten Wände in einer wildromantischen Umgebung. Füher war die Leiter aus Holz und der einzige Weg ins Tal. Heute ist sie für versierte Wanderer eine abwechslungsreiche Einlage im breit gefächerten Wanderangebot.
[…] Wanderbares Deutschland 2021