Riesling ist anders!

Riesling ist anders!

Im Rheingau entstehen gerade 14 neue Kurzwanderwege. Die Riesling Schleifen sind für Genusswanderer und Spaziergänger, die entspannt eine herrlich mediterrane Landschaft und berühmte Weinlagen erkunden möchten.

RIESLING liebt die Sonne. Riesling kann aber auch Winter. Wärme ist wichtig. Kühle sorgt für die Entwicklung seiner Typizität. Das Klima an den südwärts gerichteten Hängen über dem Rhein ist ein Garant für eine gute, verlässliche Fruchtreife. Kühle Fallwinde aus dem Taunus bringen die nötige Frische und Niederschlagsmenge. Die Sonne kann ungehindert auf die Reben scheinen. Und der große, breite Fluss wirkt als Feuchtigkeits- und Wärmespeicher und gleicht die Temperaturschwankungen wieder aus. Der Rheingau mit seinen mehr als 2000 Sonnenstunden im Jahr ist also ideal für die facettenreichen, weißen Trauben und bietet perfekte Bedingungen für die spätreife Sorte.

DER RHEINGAU ist eine alte Kulturlandschaft. Vom frühen Weinbau erzählen viele Stationen an den Wegen. Eines der berührendsten Zeugnisse ist die „Schrötermuttergottes“ in Hallgarten. Die gotische Madonna aus gebranntem Ton stammt aus der Zeit um 1417 und war die Schutzheilige der Weinschröter. Die Männer mussten die schweren Fässer aus den Kellern zu den Fuhrwerken schaffen.
Weinbau wurde im Rheingau schon im 8. Jahrhundert betrieben. Karl der Große soll die Finger im Spiel gehabt haben. Von seiner Pfalz im linksrheinischen Ingelheim sei ihm aufgefallen, dass der Schnee an den sonnigen Hängen rechts des Rheins viel schneller schmolz. Dort wo heute Schloss Johannisberg in den Weinbergen steht, ließ er erste Rebstöcke pflanzen, sagt eine Legende. Belegt ist der Weinbau auf dem Johannisberg jedoch erst seit dem Jahr 817 – also drei Jahre nach dem Tod des Kaisers – in Walluf dagegen schon seit 779. Später trieben Mönche den Weinbau voran, der im 12. Jahrhundert seinen Höhepunkt erreichte. Vor allem die Zisterzienser aus Eberbach machten ihr Kloster zu einem Zentrum des Weinbaus. Graf Johann IV von Nassau-Katzenelnbogen brachte dann endgültig den Stein ins Rollen. Er ließ im Jahr 1435 erstmals Riesling in Rüsselsheim am Main zum Test pflanzen. Während im nahen Frankfurt neue Weinberge verboten wurden und die Mainzer auf den Anbau von Rotweinen setzten, baute der pfiffige Graf den Riesling an den sonnenverwöhnten Hängen über Rüdesheim am Rhein aus, um das zunehmende Gefallen des geistlichen und weltlichen, spätmittelalterlichen Fürstenstandes an erlesenen Getränken zu befriedigen. Rheingauer Wein galt damals schon als Qualitätsmerkmal. Im 18. Jahrhundert rückte das unterdessen zum Kloster Fulda gehörige Schloss Johannisberg erneut in den Mittelpunkt der Weingeschichte zwischen Taunus und Rhein. Als sich 1775 der reitende Bote des Fürstbischofs um zwei Wochen verspätete um das Fuldaer „Go“ zur Lese zu überbringen, wurde die Spätlese entdeckt. Dass der Bote auf seinem Ritt von Räubern aufgehalten wurde, ist nicht belegt – auch wenn ein beliebtes Comicbuch augenzwinkernd etwas anderes behauptet. Wer der Sache selbst auf den Grund gehen möchte, wandert auf der Riesling Schleife Johannisberg in knapp 2 Stunden auf den Spuren des (fiktiven) „Spätlesereiters Karl“ und seiner Freunde durch die Wiege einer der ältesten und edelsten Rebsorten der Welt.

Auf den RIESLING SCHLEIFEN können die Geschichte des Weinbaus im Rheingau und aktuelle Themen wie Biodiversität und Nachhaltigkeit zu Fuß erlebt werden. Die kurzen Rundwanderungen um entzückende Winzerorte, durch Rebhänge und Streuobstwiesen zu alten Schlössern oder Aussichtspunkten mit Rheinpanorama sollen anregen und Lust machen auf die Region zwischen Hochheim am Main und Lorch am Rhein und auf die lokalen Produkte. Allen voran natürlich der Riesling.
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Am markanten Rechtsknick des Rheins unterhalb von Burg Ehrenfels bei Rüdesheim am Rhein taucht der Rhein in das UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal ein. Die steilen Hänge des Taunus und der ersten Hunsrückhöhen auf der gegenüberliegenden Flussseite lassen kaum Platz für Orte und Weinbau. Dicht an dicht ducken sich schiefergedeckte Häuser in enge Seitentälchen. In dieser atemberaubend wilden Ecke des Rheingaus verlaufen zwei weitere Riesling Schleifen auf schmalen Weinbergpfaden zu Aussichtspunkten in den steilen Weinlagen. Anders als vor dem Rheinknie werden hier vorwiegend Spätburgunder angebaut, die zu den weltweit besten zählen. Es ist ein Genuss mit einer Flasche Wein am Höllenberg über Assmansshausen oder am kleinen Rastplatz unterhalb der Ruine Nollig über Lorch zu sitzen und den tuckernden Ausflugs- und Lastschiffen auf dem Rhein zuzuschauen. Wanderinsider werden es wissen, hier kommen auch Rheinsteig, Wispertaunussteig und einer der Wisper Trails vorbei. Der Platz wurde nicht ohne Grund 2020 vom Deutschen Weininstitut zu einer der schönsten Weinsichten gekürt.

[…] aus wanderbar! I-2023

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