Wandererlebnis Rothenburg ob der Tauber

Wandererlebnis Rothenburg ob der Tauber

Wandern in Tauber- und Hohenlohefranken

»Allmählich wird es Abend. Ein langer, anstrengender und erfüllter Tag liegt hinter uns. Die Schatten knorriger Bäume werden immer länger und länger, scheinen fast nach uns zu greifen, als wir den Rand der Hochebene erreichen. Unten im Tal leuchten die Türme und Tore unseres Ziels im roten Licht der untergehenden Sonne. Wir gehen durch einen mächtigen Torturm, tauchen ein in das Leben der Stadt. Der Himmel über uns ist längst von tiefem Blau ins Schwarz gedunkelt. Um uns herum hasten Menschen durch Kopfsteinpflastergassen. Aus Wirtshäusern dringt Lachen auf die Straße. Was für ein Gegensatz zur Stille des Tages.«

Das klingt arg romantisch oder gar nach mittelalterlichem Heldenepos aus den weiten Ebenen Kastiliens? Mitnichten, die Zeilen entstammen einem Pilgertagebuch aus dem Jahr 2011, die Szene spielt mitten in Franken, halbwegs zwischen den Ballungszentren Frankfurt, Stuttgart und Nürnberg. Der beschriebene Blick fällt vom Rand der Frankenhöhe auf Rothenburg ob der Tauber, der wohl meistbesuchten historischen Stadt Deutschlands. Die ehemals Freie Reichsstadt mit ihrer einmaligen Altstadt fehlt gewöhnlich auf keiner Deutschland-Rundreise. Prächtige Bürgerhäuser und farbenfrohe Fachwerkhäuser, wertvoll ausgestattete Kirchen, die Altäre von Tilman Riemenschneider, die großartige Lage über dem Taubertal und der lückenlose Mauerring rund um den mittelalterlichen Stadtkern sind für unzählige Reisende der Inbegriff deutscher Romantik. Genügend Zeit für einen intensiven Besuch nehmen sich jedoch die wenigsten und verpassen so die stillen Gassen und Winkel abseits der Hauptsehenswürdigkeiten, versäumen Spaziergänge im letzten Tageslicht auf dem zwei Kilometer langen Wehrgang der Stadtmauer mit ihren Türmen und Basteien oder kommen nicht in den Genuss Samstag frühmorgens über den kleinen Wochenmarkt zu schlendern.

Wer die nötige Zeit und Muße hat, sichert sich einen Platz auf den steinernen Bänken am Marktplatz und erlebt, wie der weite Platz pünktlich zu jeder vollen Stunde zum großen Theater wird. Dann öffnen sich die Fenster neben der Kunstuhr am Giebel der Ratsherrentrinkstube und ziehen Besucher zahlreicher Nationalitäten aus aller Welt an. Wie gebannt schaut die Menge auf den »Historischen Meistertrunk« und lässt hundertfach ihre Fotoapparate klicken. Wer danach genug vom bunten Treiben, dem internationalen Sprachengewirr, den bunten Schirmen und zahlreichen Souvenirs hat, packt seinen Rucksack, schnürt die Wanderschuhe und läuft einfach los.

Rund um Rothenburg o.d.T. eröffnet sich ein für viele noch unbekanntes Wanderwegenetz von ungeahnter Dichte und Güte. 13 bestens markierte und eng miteinander verknüpfte regionale Rundwanderwege führen von den Toren der Altstadt in alle Himmelsrichtungen. Hinab ins romantisch-stille Schandtaubertal, zu den aussichtsreichen Höhen im Naturpark Frankenhöhe, entlang der Tauber zu unbekannteren Kunstwerken und Baudenkmälern oder zu Aussichtspunkten mit faszinierenden Stadtpanoramen – den Möglichkeiten für Halb- und Ganztagestouren auf markierten Routen oder nach eigenem Gusto sind keine Grenzen gesetzt. Soll es noch ein Stück weiter gehen? Rothenburg o.d.T. ist auch Knotenpunkt überregionaler Wanderwege. Am Schnittpunkt zwischen Bayern und Baden-Württemberg treffen sich der Main-Donau-Bodensee-Weg (Würzburg – Friedrichshafen) und der Frankenweg (Rothenburg o.d.T. – Pforzheim) des Schwäbischen Albvereins mit dem Main-Donau-Weg (Main-Tauber-Linie), dem Roten Flieger (Neustadt a. d. Aisch – Feuchtwangen) und dem von Fürth kommenden Jean-Haagen-Weg des Fränkischen Albvereins. Auch der Wanderweg Romantische Straße und der Panoramaweg Taubertal haben Rothenburg o.d.T. zum Ziel. […]

[…] Ultreja! »Vorwärts, immer weiter voran!« Seit vielen Jahrhunderten ist dieser hoffnungsvolle Ausruf die übliche Begrüßung unter Jakobspilgern auf dem Camino Francés, der als »Weg der Wege« quer durch den Norden Spaniens führt. Doch so weit muss man gar nicht laufen. Das Netz der Europäischen Jakobswege wird zunehmend dichter. Vor allem in Süddeutschland sind in den letzten Jahren zahlreiche historische Heerwege und Handelsstraßen recherchiert worden. Viele davon wurden als Pilgerwege zum »Grab des Heiligen Jakobus« in Santiago de Compostela aber auch von Pilgern auf dem Weg nach Rom und Jerusalem genutzt. Zeitgemäß angepasst, können diese lange vergessenen Wege heute problemlos nachgelaufen werden, gleich ob als Pilger oder Wanderer, ob aus religiösen Motiven, als Flucht vor Alltagsstress, als sportliche Aktivität, aus kulturellem Interesse oder einer Mischung aus allem. Jakobswege sind immer auch Routen zu intensiven Naturerlebnissen, zu interessanten Museen und bemerkenswerten Baudenkmälern fast aller Epochen zwischen Antike und Moderne.

Auf Jakobswegen unterwegs zu sein bewegt in einer ganz besonderen, eigenen Art, lässt Raum zur Entschleunigung und Selbstfindung. Rothenburg o.d.T. ist seit dem Mittelalter ein zentraler Knotenpunkt für Jakobspilger aus Nord- und Osteuropa, kreuzten sich doch hier
wichtige Handelswege und damit auch Pilgerrouten. Nach Rothenburg o.d.T. kamen Wege von Prag und Nürnberg, von Fulda und Würzburg. Eindrucksvollstes Zeugnis der Pilgertradition ist die St.-Jakobs-Kirche im Herzen der Altstadt. Der bedeutendste Sakralbau der Stadt war (und ist es bis heute) das Ziel der Pilger. Im Innenraum begeistert Tilman Riemenschneiders Heilig-Blut-Altar von 1505. Als Zubringer aus Norden dienten der »Fränkisch-Schwäbische Jakobsweg« und der »Tauber-Jakobsweg«, aus Osten der »Mittelfränkische
Jakobsweg«. Noch heute ist es ein erhebendes Gefühl durch die ein wenig an die kastilische Hochebene erinnernde Landschaft auf die Türme der Stadt zu zulaufen. Wie befreit müssen sich da erst mittelalterliche Pilger gefühlt haben, wenn die Strapazen und Gefahren der langen Wanderungen zurück lagen?

[…]

Weitere Infos auf der Webseite von Rothenburg ob der Tauber, wo es auch die Broschüre gibt.

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