Pack ma’s!

Pack ma’s!

Deutschlands höchster Berg im Blickfeld, sanfte Almwiesen, rauschende Bergbäche, buschige Latschen, funkelnde Bergseen, das Bimmeln grasender Kühe und urige Hütten und Gasthöfe machen den Spitzenwanderweg zu einem alpinen Genuss. Thomas Bichler hat sich auf www.spitzenwanderweg.de umgeschaut und zum Berg- und Talwandern aufgemacht.
[Wanderbares Deustchland 2019]

ÜBER 200 KILOMETER, mehr als 6800 Höhenmeter. Das ist ein Wort. Abgeschreckt hat es mich nicht. Ein Blick auf die Karte offenbart es. Die Anstrengungen verteilen sich perfekt über die Gesamstrecke. Flache Tagesetappen wechseln gekonnt inszeniert mit Tagen in hochalpinem Ambiente. Langeweile kommt da keine auf. Bimmeln heute noch grasende Kühe ebenso gemütlich am Wegrand, wie ich durch die typisch bayerische Landschaft bummele, erspähe ich am Folgetag Gämsen in steilen Felswänden. Ich schaue Adlern beim Kreisen zu und lausche dem kehligen Rufen zweier Kolkraben, das fast ein wenig unheimlich durch den im Bergwald aufsteigenden Morgennebel dringt. Sonst ist kein Laut zu hören hier oben im einsamen, mit Felstrümmern gefüllten Bergkessel über den grün-blau schimmernden Soiernseen. 1894 Meter ist die Jägersruh hoch. Der höchste Punkt der Rundwanderung durch die Zugspitz Region. Am Sattel reißen die Nebel vollends auf. Geben den Blick frei nach Osten, zu den senkrechten Felswänden der Nördlichen Karwendelkette. Über mir baut sich die Gumpenkarspitze auf. Ein Pfad windet sich dem Himmel entgegen. Ich kann nicht widerstehen, verlasse den Weg, steige weiter auf, bis ich oben stehe. Was für ein Rundblick. Der Atem pocht. Glückstränen kullern – oder ist es der kalte Wind? Ein toller Auftakt in den nächsten Wandertag am Spitzenwanderweg.

VON MURNAU NACH FARCHANT – WO MALER DAS BLAU NEU ERFANDEN
Drehen wir die Uhr zurück. Vor fünf Tagen bin ich in Murnau aus dem Zug gestiegen, nicht einmal eine Stunde von München entfernt. Der Spitzenwanderweg soll mein Ziel sein. Bisher waren Touren in der Zugspitz Region für mich Gipfelsammeln, Klettersteige gehen – wilde Touren zum Austoben. Jetzt schlendere ich über das Kopfsteinpflaster am Unter- und Obermarkt mit den hübschen, bunten Häuserfassaden. Schaue in Schaufenster, und lasse mich an einem der Tische im Kaffeehaus von Barbara Krönner nieder. So viel Zeit muss sein. Etwas außerhalb der Altstadt gewährt die Konditorin in ihrer gläsernen Schokoladenmanufaktur auch Einblick in die Herstellung der süßen Verführungen. Schräg gegenüber findet man die Murnauer Kaffeerösterei, deren Kaffee gerade in meiner Tasse dampft. Kenner sprechen vom besten Kaffee rund um München. Das Bier der Brauereien Karg und Griesbräu hebe ich mir für die Feier zum Ende der Tour auf. Es wird Zeit zum Wandern. Vorbei am Schloßmuseum, in dem Werke der Künstlerbewegung „Der Blaue Reiter“ zu finden sind, geht es zur St. Nikolaus Kirche. Über die Dächer des Marktes fällt der Blick zum blau-grauen Giebel des Münter-Hauses. Gabriele Münter und Wassily Kandinsky haben dort den Ruhm Murnaus als Künstlerziel gegründet. Wälder, Weideland und Seen leiten zum nächsten Aussichtspunkt. Jetzt sind es die Berge am Horizont, die Augen und Füßen den Weg weisen. Ein schmaler Pfad folgt der Loisach durchs Murnauer Moos. Hinsichtlich seiner Größe, Geschlossenheit und Flora und Fauna ist die Naturlandschaft einmalig in Mitteleuropa.
OHLSTADT ist ein typisch bayerisches Dorf mit allerlei Bauernhöfen im Zentrum, ursprünglichem Charme sowie einem Museumsjuwel. Friedrich August von Kaulbach‘s schwärmerische Porträts der Gesellschaft, aber auch seine Karikaturen der Künstlerszene des 19. Jahrhunderts, stehen im Gegensatz zum Expressionismus des „Blauen Reiters“. Ein breiter Forstweg führt zunächst noch am Waldrand entlang, bald hinein und hinauf in den Wald. Durch die Baumwipfel lässt sich immer mal wieder ein Blick auf das Zugspitzmassiv erhaschen.
ÜBER ESCHENLOHE, am sagenhaften Heldenkreuz, ist die Aussicht weit umfassender – aber auch mit 140 extra Höhenmetern verbunden. Spielt das Wetter nicht mit, ist es dann wohl eher der Abstecher in die Asamklamm, der die Etappe noch etwas ausdehnt. Zur Schneeschmelze oder nach starken Regenfällen tobt die Eschenlaine durch ihre tiefe, von schroffen, steilen Felswänden gerahmte Schlucht. Der Rundweg zur Asamklammbrücke über den Höllenschlund dauert etwa eineinhalb Stunden.

MOOSWANDERN AN DER LOISACH – DEUTSCHLANDS HÖCHSTER BERG ALS KULISSE
Früh am Morgen hängen noch Nebelfelder über dem Pfrühlmoos zur Rechten des Weges. Wo der moorige Boden keine Bewirtschaftung oder Viehhaltung zuließ, konnte sich eine ursprüngliche Naturlandschaft erhalten. Trollblumen und Schwertlilien tauchen das Moos in ein leuchtendes Gelb. Wer genauer hinschaut, findet auch die eine oder andere blaue Sibirische Schwertlilie – auch als Iris bekannt. Leuchtend violett blühende wilde Orchideen machen das Farbenspiel perfekt. Begrenzt wird das flache Loisachtal – das schon vor 2000 Jahren durch den Handelsweg zwischen Augsburg und Venedig befahren war – durch die aufstrebenden Bergwaldhänge des Estergebirges. Aus den karstigen Bergen strömen zahlreiche Quellen. Gleich sieben auf einen Streich sind es am plätschernden Mühlbach. Bei den Sieben Quellen sprudelt links und rechts des Weges Wasser aus dem Boden. Auf den größten Quelltümpel führt ein kleiner Steg hinaus. Das Wasser ist glasklar. Schilfgras und Bäume spiegeln sich darin. Ein herrlicher Platz.
OBERAU UND FARCHANT liegen jenseits der Loisach. In Oberau ist das Alpenschwimmbad einen Abstecher wert. Das familienfreundliche Schwimmbad ist auf einer Anhöhe mit herrlichem Panoramablick zum Estergebirge gelegen. Das Freibad bietet neben einem Schwimmbecken mit Nichtschwimmerbereich, einem Sprungbecken mit 3m-Brett, einem großen von einer Quelle gespeisten Natursee, Kneippbecken und einem Kinderplanschbecken mit Rutsche auch Freizeitspaß: ein Sandspielplatz, Tischtennis, ein Beachvolleyballplatz und natürlich jede Menge Platz zum Toben. In Farchant wartet eine weitere Karstquelle auf ihre Entdeckung – so ganz anderes als zuvor: Über den Walderlebnispfad steige ich aufwärts in Richtung der Felswände des Hohen Frickens. Das ist kurzweilig und eine Mordsgaudi. Unterwegs werden an 18 Stationen unter anderem die Fragen nach der Funktionsweise eines Baumtelefons geklärt. Höhepunkt des dreiviertelstündigen Rundgangs durch „das Ökosystem Wald“ sind die Kuhfluchtwasserfälle. Drei Wasserfälle stürzen über mehrere Fallstufen insgesamt rund 270 Meter zu Tal. Das ist eine ungemein wilde Landschaft – wie aus einem Fantasyfilm. Aber die zu den höchsten in Deutschland zählenden Wasserfälle lassen sich auch von etwas ungeübteren Wanderern, Dank der gut ausgebauten Wege und Aussichtspunkte, genießen. Nach dem gewaltigen Naturerlebnis wandere ich weiter in Richtung Garmisch-Partenkirchen.

ÜBER DEN ECKBAUER – OLYMPIAORT AN RAUSCHENDER KLAMM
Die vierte Etappe des Spitzenwanderwegs beginnt am Olympia Skistadion, direkt unter der futuristisch gestalteten Skisprungschanze. 1936 kämpften hier Sportler aus aller Welt um olympisches Gold. Automatisch kommen die Bilder des jährlichen Neujahrsskispringens der Vierschanzentournee in den Kopf. Wer im Rahmen einer Führung einmal vom Absprung über den Anlauf und den Schanzentisch in die Tiefe geschaut hat, wird Skispringen zukünftig mit ganz anderen Augen sehen. Eben stand ich noch im weiten Talkessel von Garmisch-Partenkirchen, mit dem nächsten Schritt bin ich schon inmitten der faszinierenden, von Wassergewalt geschaffenen Partnachklamm. 1912 zum Naturdenkmal erklärt, zählt sie mit ihren wilden Wasserfällen, Stromschnellen und Gumpen zu den eindruckvollsten Schluchten der bayerischen Alpen. Auf einer Länge von 700 Metern durchschneidet der unter anderem vom Schmelzwasser des Schneeferners gespeiste Wildbach die mächtigen Gesteinsschichten zwischen Eckbauer und Kreuzeck. Die senkrechten Felswände der Klamm ragen bis zu 80 Meter empor.
AM ENDE DER KLAMM wird das Tal wieder weiter. Der Blick öffnet sich auf das gewaltige Wettersteinmassiv. Geradeaus geht es hinauf zur Zugspitze – auf dem leichten Weg, sofern man das so sagen kann. Ich biege nach links ab. Steile Serpentinen führen nach oben, erreichen die Kaiserschmarrn Alm am Graseck – kein Scherz, die heißt echt so. Wie soll man da nur vorbei laufen? Karamellisierter Kaiserschmarrn und Kasspatzn stehen auf der Karte, aber auch Alm-Burger vom Hirsch. Das Wasser läuft mir im Mund zusammen. Was solls? Der Wandertag ist ein gemütlicher und die kommenden Tage gehen ins Hochgebirge, schwirrt mir durch den Kopf, als ich längst schon an einem der Holztische sitze. Nach den Schmankerln darf es noch ein Gipfel sein – kein hoher, aber ein erstklassiger Aussichtsberg. Wenn ich richtig gezählt habe, sind es 30 Serpentinen bis auf den Eckbauer. Auch 1236 Meter hohe Berge wollen bezwungen werden. Oben, am Berggasthof und am nahen Eckbauerkreuz, reicht die Aussicht weit übers Land. Zu Füßen liegen die dichten Wälder rund um Schloss Elmau, darüber schweift der Blick ins Karwendel und über den gesamten Wetterstein. Am Wamberger Rücken wandere ich zur gemütlichen Elmauer Alm mit seiner schönen Panorama-Terrasse. Mein Ziel ist Klais. Immer im Blick: Die Berge der kommenden Tage.

RAUF INS KARWENDEL – BLAUE SEEN, GRÜNE ALMEN, BLEICHE BERGE
Ehe es so richtig in die Berge geht schummelt sich der Spitzenwanderweg durch die hügelige „Seenplatte“ zwischen Grubsee – mit einem schönen Freibad, Barmsee und Tennsee hindurch zur idyllisch vor Krün gelegenen, zartgelb gestrichenen Kapelle Maria Rast. Eine überdachte Sitzbank lädt zum Hinsetzen ein. Rundum Berge, Seen, Almwiesen – so soll das sein.
ZWISCHEN KRÜN UND WALLGAU folge ich ein Stück der Isar. Dann quere ich den hier noch ganz ungestümen jugendlichen Fluss und visiere die Berge darüber an. König Ludwig II. kommt mir – wie so oft in den Tagen an der Zugspitze – in den Sinn. Der „Kini“ hat sich in einer Sänfte tragen lassen. Ich stapfe aus eigener Kraft zur Fischbachalm hinauf, biege in den teils drahtseilgesicherten Lakaiensteig ein und denke an die Dienerschaft, die hier zum Jagdhaus am Soiern eilte, um vor ihrer Hoheit dort zu sein.
AUF DER GUMPENKARSPITZE könnte ich ewig sitzen bleiben, den Blick schweifen lassen, Dohlen aus der Hand füttern, Fünfe gerade sein lassen. Gegenüber ragt die Soiernspitze in den Himmel. Wer einen Tag länger Zeit hat, trittsicher und schwindelfrei ist, dem seien zwei Übernachtungen im Soiernhaus empfohlen. Die Umrundung des Soiernkessels, von der Soiernspitze über die „Schneid“ zur Schöttelkarspitze – wo einst Ludwigs Teehäuschen „Belvedere“ stand – sucht ihresgleichen. Mich leiten Pfade durch Wiesen hinab zum Hirzeneck und weiter durch Bergwald zur Krinner-Kofler Hütte. In der Selbstversorgerhütte kann man weit abseits der übrigen Routen übernachten. In der benachbarten Vereiner Alm gibt es im Sommer deftige Brotzeiten und erfrischende Getränke. Die schon im 16. Jahrhundert erwähnte Alm arbeitet heute als Niedrigenergiehaus besonders ressourcensparend. Eigentlich führt der Abstieg ins Tal am Seinsbach entlang. Zu sehen ist er aber nicht. Im Sommer ist sein Flussbett ausgetrocknet. Nicht so der folgende Abschnitt auf dem Jägersteig, wo zahlreiche kleine Bäche und Wasserfälle für eine Rutschpartie sorgen. Die Abkühlung kommt höchst willkommen.
AUCH WENN MITTENWALD nah ist. Der Abstecher über die einzigartigen Buckelwiesen muss sein. Hier bietet sich ein 360 Grad Panorama ganz anderer Art als am Morgen – jetzt von unten. Der Schmalensee glitzert im Sonnenlicht, zahlreiche Heustadeln verteilen sich über die Wiesenhügel, die nur von Schafen und Ziegen beweidet werden. So entsteht ein perfekter Nährboden für mehr als 200 Pflanzenarten, die zudem durch die schonende „Wiesmahd“ von Hand, nur mit Sense bewahrt werden.

HOCHGEBIRGSTAGE – DIE ZUGSPITZE ZUM GREIFEN NAH
Zu Füßen der eindrucksvollen Wettersteinwand steige ich zum Schachen an. König Ludwig II – da ist er wieder – ließ das Berghaus im Schweizer Chaletstil auf 1866 Meter Höhe, mitten in die Einsamkeit der Berge erbauen. Im benachbarten botanischen Garten wachsen etwa 1500 verschiedenen Blumen und Pflanzen der Alpen. Es folgt ein Berg-und-Tal-Lauf, erst tief zum Partnachtal hinab, dann wieder fast ebenso weit bergauf zum Kreuzeck und weiter durch Bergwiesen, Alpenrosen und Latschen zum Hupfleitenjoch. Grandioser ist die hochalpine Kulisse am Spitzenwanderweg nirgends. Hoch oben strebt die mit drei Klettersteigen erschlossene Alpspitze empor. Drahtseile helfen auch am Weiterweg über die Knappenhäuser zur legendären Höllentalangerhütte. Zugspitzanwärter übernachten in der erst 2015 neu eröffneten Hütte. Mich zieht es jedoch weiter bergab. Ein Tunnel eröffnet den Abstieg durch die Höllentalklamm. Immer wieder kann ich wählen, »außen« oder »innen« wandern. Wasser akustisch im Ohr oder auch direkt auf der Haut. Faszinierend, wie wild schäumend und milchig weiß der Bach über Felsriegel in Gumpen stäubt und tost. Ein Bisserl nass werden gehört bei einem Gang in dieser Klamm selbst bei Sonnenschein dazu.
DAS ZUGSPITZDORF GRAINAU liegt mit seiner charakteristischen, neubarocken Pfarrkirche unter den Waxensteinen wie ein Postkartenmotiv vor mir. Nach den vergangenen Tagen ist ein Tag Pause in Grainau wohlverdient. Der Eibsee lockt mit seinem kristallklaren Wasser zu einem erfrischenden Abstecher. Es lohnt sich den See mit seinen acht Inselchen auf einem wunderbar einfachen und bequemen Spazierweg zu umrunden, sich hier und dort ans Ufer zu setzen und den Blick auf die Zugspitze oder ein erfrischendes Bad zu genießen. Vielleicht bleibt auch genug Zeit für eine Fahrt auf die Zugspitze? Von Grainau fährt die Zahnradbahn im Berg, vom Eibsee die neuen Gondeln der Luftseilbahn auf Deutschlands höchsten Berg. Sie gilt als die Pendelbahn mit dem weltweit größten Höhenunterschied innerhalb einer Sektion.
DAS ELMAUTAL erinnert mich immer ein wenig an Kanada. Vor mir liegt ein Tag in wunderbarer Bergeinsamkeit. Rauschende Wälder, die wuchtige Zugspitze im Rücken und die selten bestiegenen Berge Kienjoch und Frieder in den Ammergauer Alpen zu beiden Seiten des Wegs. Kein Haus, kein Auto weit und breit. Es gibt wohl kaum einen Ort in Deutschland, durch den man einen ganzen Tag lang so entrückt von der Zivilisation wandern kann, wie zwischen Grainau und Schloss Linderhof. Das ist Balsam für die Seele, ohne allzugroße Anstrengung. Es sind nur wenig mehr als 400 Höhenmeter vom anfänglichen Uferweg entlang der Loisach und dem höchsten Punkt der Etappe. Verglichen mit den Vortagen ist das ein Klacks.

ZURÜCK INS ALPENVORLAND – DURCH DEN NATURPARK AMMERGAUER ALPEN
Von Schloss Lidnerhof sagt man es sei das Lieblingsschloss von Ludwig II. gewesen. Der „Kini“ wandert wieder im Geiste mit mir und würde wohl ins Grinsen kommen, wenn er mich so den Berg hinauf schnaufen sehen würde. Ich bin auf dem Weg zum Pürschling. Tief unter mir funkelt die Fontäne im Bassin vor dem Schloss. Linderhof war das einzige Schloss, das er noch selbst bewohnte und bis zu seinem Tode fortwährend umbauen ließ. Ludwig II. prägte ganz entscheidend das Leben in den Ammergauer Alpen und hinterließ an vielen Stellen seine Spuren. Ihre Königstreue zeigen die Ammergauer bis heute. Stets am Vorabend seines Geburtstags werden auf den umliegenden Bergen Königsfeuer entfacht. Klar, dass auch dieser am 25. August entsprechend mit Sonderführungen durch das Schloss und Musikdarbietungen gefeiert wird.
NACH RUND EINEINHALB STUNDEN Anstieg auf einem schönen Pfad über Stock und Stein durch Bergwald wird das Gelände flacher. Auf dem berühmten Maximiliansweg geht es die letzten Meter zum nahen August-Schuster-Haus am Pürschling. Eindrucksvoll steile Grashalden und die steilen Felswände des Teufelstättkopf verleihen der Landschaft einen ausgesprochen alpinen Charakter. Der 1758 Meter hohe, durch eine kleine Kletterpartie bezwingbare Felsgipfel, bietet großartige Tief- und Weitblicke und kann mit einer halben Stunde Mehraufwand noch locker mitgenommen werden.
NACH UNTERAMMERGAU leitet eine breite, bequeme Forststraße hinab. Es lohnt sich unterwegs in den schmalen Bergweg durch die Schleifmühlklamm zu biegen. Kühn angelegte Brückchen überqueren den tosenden Bergbach, der sich über mehrere Wasserfälle ins Tal ergießt. Wer trotz des anregend schmalen Weges genau hinschaut, erkennt in der Klamm noch die Spuren des Wetzsteinabbaus. Zum Schärfen von Sensen und Sicheln waren Unterammergauer Wetzsteine über Jahrhunderte ein begehrtes Produkt, das bis Russland, Italien oder Ungarn transportiert wurde. 2011 – sechs Jahr nach dem Tod des letzten Wetzsteinmachers – wurde am Klammausgang eine von ehemals rund 50 Schleifmühlen als Schaumühle liebevoll restauriert, um das alte Handwerk an jedem zweiten Samstag im Monat wieder für Alt und Jung erlebbar zu machen. Im Dorf lohnt sich für Übernachtungswanderer ein abendlicher „Einkehrschwung“ im Dorfwirt. Der Landgasthof wurde mehrfach von Restaurantkritikern für seine Gerichte mit hochwertigen regionalen Bioprodukten und für seinen Slow Food Kochstil ausgezeichnet.
DREI AUF EINEN STREICH. Schon beim Weg durch Unterammergau zur hübsch gelegenen Kirche „Kappel“ fallen die drei Bergkuppen gegenüber auf. Vorderes, Mittleres und Hinteres Hörnle stehen in der ersten Reihe der Ammergauer Alpen, mit dem entsprechenden Panoramablick aufs Alpenvorland und zum Staffelsee. Alle drei lassen sich ganz nach Lust und Laune in die Tour einbinden. Wer faul sein möchte, begnügt sich mit dem Zeitberg-Panorama an der Hörnlehütte. Auch dort bietet sich ein schöner Blick. Der Lift darf ohne mich ins Tal gondeln. Ich steige durch Wald und über Almwiesen nach Bad Kohlgrub ab. Zum Schluss geht es überraschend noch durch die kleine Ludwigschlucht auf dem neuen Timberland-Trail, vorbei an Stationen zur Vogel- und Tierwelt im malerisch, engen Tal, zum Nutzen des Waldes und zur Waldgeschichte.
IDYLLISCHES VORALPENLAND, ein ruhiger Wald und ein See mit berühmter Insel bilden den Schlussakkord des Spitzenwanderwegs. Ausladende Weideflächen ziehen sich über sanfte Hügel, hier und da findet sich ein Bauernhof oder ein kleines Dorf dazwischen – Voralpenidylle pur. So langsam kommt der Staffelsee und damit auch das Ziel näher. Der Spitzenwanderweg legt aber noch einen willkommenen Umweg ein und führt durch Moorlandschaften, später direkt am Ufer entlang nördlich um den Staffelsee herum nach Uffing. Ich gebe es zu – ich habe geschummelt: Ich bin die letzten Kilometer zurück nach Murnau ganz bequem per Schiff gefahren. Schön war es!

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