Zum höchstgelegenen Dorf im Appenzellerland

Zum höchstgelegenen Dorf im Appenzellerland

[Südkurier, Mai 2019] Von Herisau über Schwellbrunn nach Waldstatt durch die Appenzeller Voralpen. Abseits der üblichen Touristenpfade warten stille Landschaften und urige Tradition.

So ein schönes Fleckchen Erde.Schwellbrunn müsste eigentlich viel bekannter sein. Die einmalige Lage. Schmucke Häuser, auf einem schmalen Bergrücken, aufgereiht wie an einer Perlenschnur. Eine reiche Kultur, erkundbar auf verschiedenen Dorfrundgängen. Abwechslungsreiche Wanderwege zu Aussichtspunkten, die das Potential zum Atem rauben haben. Unsere Tour führt durch Schwellbrunn, das höchstgelegene Dorf im Appenzellerland, in einem 2017 von Zeitschriften und Schweizer Fernsehen ausgelobten Wettbewerb gar zum „schönsten Dorf der Schweiz“ gewählt. Schwellbrunn hat alles für einen regen Touristenstrom und liegt doch in einem Dornröschenschlaf. Vielleicht ist das auch gut so. Wartezeiten beim Metzger in der Dorfstraße oder in der benachbarten Käserei gibt es nicht. Die kleine Sitzbank am Brunnen vor der Kirche, mit dem herrlichen Blick über grüne Wiesen und dunkle Tannenwälder, ist eigentlich immer frei. Einen Parkplatz zu finden, ist selbst an schönen Tagen kein Problem. Nur zweimal im Jahr wird es voll. Dann wird im Appenzellerland Silvester gefeiert.

Tanzen, Glockenläuten und Jodeln
Zweimal? Ja, zweimal. Silvester ist zwar noch lange hin, doch diesen urigen Brauch sollte man sich vormerken. Zu den Jahreswenden des gregorianischen und des julianischen Kalenders, am 31. Dezember und am 13. Januar, ziehen „Silvesterchläuse“ durch die Gassen und zu den Höfen von Schwellbrunn und dem benachbarten Waldstatt. Der Winterbrauch, einst fast vergessen, ist in den letzten Jahrzehnten im Traditionsbewusstsein der Appenzeller neu erwacht. Hier aufgewachsen, hat man das „Drehen, Rollen und Zauren“ – das Tanzen, Glockenläuten und Jodeln – wohl einfach im Blut. An Nachwuchs mangelt es jedenfalls nicht. Schon früh am Tag ziehen einzelne Gruppen, „die Schuppel“, von Hof zu Hof, um „es guets Neus“ zu wünschen. Durch Täler und über Hügel zieht ein archaisch-rhythmischer, fast schon magischer Klangmix
aus getragenem Naturjodel und Geläut. Das Treiben geht bis in die Nacht, verlagert sich in die Beizen und dauert schon mal bis zum Morgen an. „Schööne“, die edlen Silversterchläuse, tragen reich verzierte Kopfbedeckungen mit regionalen Themen. „Schöö-Wüeschte“ sind mit Naturmaterialien verziert. Die „Wüeschte“ erscheinen grob und wuchtig in ihren Kostümen aus Tannenzweigen und Moos. Ein Schuppel besteht aus sechs Figuren: Einem „Vorrolli“, vier „Schelli“ und einem „Noerolli“. Das „Mannevolch“ trägt meist zwei große Kuhglocken, die Rollewiiber – unter deren Röcken auch Männer stecken – tragen Schellen auf dem Rücken. […]

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