Die landschaftlichen und kulturellen Höhepunkte um die Fachwerk- und Kurstadt Bad Urach lassen sich auf fünf Grafensteigen erkunden. Der Hohenurachsteig wurde zum Grafensteig 2022 auserkoren. Ein guter Grund die Runde genauer vorzustellen.
Was für eine Show! Hoch über der Fachwerk- und Thermenstadt Bad Urach ragt der Hanner Felsen über dem Ermstal auf. Gleich gegenüber – fast zum Greifen nah – erheben sich die Mauern der Burg Hohenurach aus dem Blätterdach des kreisrunden Solitärbergs. Die Aussicht auf das Bollwerk aus dem 16. Jahrhundert, dessen Geschichte noch 500 Jahre weiter zurückreicht, bietet sich vom »Hinteren« der drei Felsköpfe.
DER HOHENURACHSTEIG zickzackt auf schmalen Pfaden durch Buchenwald den Hang hinauf. Von Kalksteinriffen fällt der Blick auf die roten Dächer der Stadt, aus denen der gotische Bau der Stiftskirche hervorsticht. In der Mitte des Gewirrs aus historischen Gassen und Giebeln erkennt man den von Fachwerkhäusern aus dem 15. und 16. Jahrhundert gesäumten Marktplatz. Weiter geht es am Trauf entlang zum zuvor erwähnten Burgenpanoramablick und durch Wald und Wiesen zum Eppenzillfelsen. Der nächste Aussichtspunkt – und was für einer! Unter den Füßen lässt sich das Rauschen des Uracher Wasserfalls erahnen. Wer sich von der bequemen Liegebank bis an die Kante traut, kann die 37 Meter hohe Fallstufe zwischen den Baumkronen erkennen. Darüber begrenzt die 90 Meter hohe Felswand des Rutschenfelsen den Horizont und trennt den je nach Jahreszeit lichtgrünen oder in allen Brauntönen aufleuchtenden Wald vom Himmel.
BURGENFANS werden wohl rasch zappelig. Denn der kulturelle Höhepunkt der zwei- bis dreistündigen Runde steht ja noch bevor. Auf dem Pfaffensteig, einem anregenden Schmalspurpfad entlang der Hangkante, geht es erst zügig bergab zum Grillplatz an der Kreuzhütte. »Burgruine Hohenurach: 0,7 km« sagt dort das mintgrüne Wegeschild. Aber die 700 Meter über die Schlosssteige bis vor das wuchtige Burgtor haben es in sich. Die ehemalige württembergische Landesfestung auf dem 692 Meter hohen, kreisrunden Schlossberg hat sich über die Jahrhunderte hinweg stets gegen ihre Eroberung gewehrt. Die geschickt gewählte Lage spüren heute die Wanderer in den Waden. Zeit darf man für die Burgruine gerne einplanen – es gibt reichlich Ecken und Winkel, Mauern und Bastionen zum Erkunden. Besonders eindrucksvoll ist der Ausblick vom Brunnengarten über den Stumpf des Upfinger Turms hinweg auf einen Großteil der zurückliegenden Wanderung.
DER GRAFENSTEIG DES JAHRES 2022 ist einer von fünf sportlichen Premiumwanderwegen rund um die Kurstadt. Auch am Wasserfallsteig (10,0 km/3 Std.), am Hochbergsteig (7,7 km/2,5 Std.), am Hohenwittlingensteig (6,3 km/2 Std.) und am Seeburgsteig (8,2 km/2,45 Std.) lassen sich die »Höhen und (unergründlichen) Tiefen« der Region erkunden. Fernglas und Taschenlampe gehören natürlich in den Rucksack. Neben den Highlights Hohenurach, Uracher Wasserfall, Rutschenfelsen und Gütersteiner Wasserfall erreicht man auf den wunderbar in die Landschaft integrierten Wegen auch stillere, weniger bekannte Ecken des Ermstals. Ob Wassersteinhöhle oder die Burg Hohenwittlingen, die grüne Wolfsschlucht oder fast schon mediterran anmutende Wacholderheiden – wer einen Weg gelaufen ist, verspürt unwillkürlich das gute Gefühl alle Grafensteige laufen zu wollen.
[…] aus wanderbar! I-2023