Bergtour oder Almenwandern zu Biancas „Edelweiß am Öberle“.
[Südkurier, 04-2020] Die letzten Schritte auf einen Alpengipfel sind immer wieder ein erhebendes Gefühl. Das Gipfelkreuz grüßt schon am Horizont. Die Aussicht öffnet sich zu einem überwältigenden Rundumpanorama. Das Herz schlägt schneller, vor Freude, sicher auch durch die abklingende Anstrengung. Oben! Geschafft! Die Holenke, der Hauptgipfel der Kanisfluh, ist „nur“ 2044 Meter hoch und ein Bergweg führt bis auf den Gipfel. Klettern muss man nirgends. Stolz sein darf man trotzdem. Der Alpinist und Bergführerautor Walther Flaig hat ihn einst als „schönsten Berg des Bregenzerwaldgebirges, als himmelwärts steigende Grals- und Zyklopenburg aus Jurakalk“ bezeichnet. So leicht der Anstieg von Süden ist – in Serpentinen durch Grashänge zum weit geschwungenen Sattel und am Bergrücken fast bequem zum Gipfelkreuz – so wehrhaft ist die Kanisfluh von Norden, von ihrer felsigen Seite. Auf rund vier Kilometern sperrt die „Wälderburg“, wie der Bergstock im Volksmund passend heißt, das breite, lichte Tal der Bregenzer Ache und zwingt den Fluss auf seinem Weg zum Bodensee durch eine tiefe Schlucht. „Wer die Kanisfluh nicht von Norden gesehen hat, hat den Bregenzerwald nicht gesehen“, um nochmals Walther Flaig zu zitieren. Früh morgens im Schatten der Berge, unten an der Talstation der Seilbahn in Mellau stehend, kann man da nur ehrfürchtig nicken.
Sechs Minuten später, 700 Meter weiter oben, sieht die Welt an der Bergstation Rossstelle schon anders aus. Die Sonne lugt über die Berggrate, Kühe stehen friedlich auf grünen Wiesen. Eine gemütliche Wanderstunde später muss man sich entscheiden: Gipfelerfolg oder Almenwanderung. Ziel des Tages ist in beiden Fällen das Edelweiß am Öberle. Im Jahr 1900 erbaut, stand das erste Gasthaus ursprünglich einige Meter weiter unten in den Wiesen. Dann kam im schneereichen Winter 1954 die berüchtigte Kanisfluh-Lawine vom üblichen Weg ab und zerstörte das Gebäude. Seit 1956 steht das traditionsreiche Alpengasthaus an einem sicheren Platz, geschützt von mächtigen Tannen und mit grandioser Aussicht. Wer weiter zur Damülser Mittagspitze möchte, übernachtet in den hübschen Zimmern mit Sonnenuntergangsblick. Der zweite Gipfel der Rundtour zwischen Mellau und Damüls ragt als keckes Felshorn über den üppigen Bergwiesen um die Uga-Alpe auf. Der Anstieg ist alpiner als an der Kanisfluh. Etwas ruppig zickzackt der Steig eine Geröllhalde empor, quert auf einem Felsband zum Grat und kraxelt über Schrofen aufwärts bis zur Gipfelschneide. Herzklopfen ist wieder garantiert. […]
Wussten Sie eigentlich… dass der strahlend weiße Blütenkranz des Edelweiß nur schöner Schein ist? Die eigentlichen Blüten sitzen zu Hunderten auf den kleinen gelben „Körben“ in der Mitte. Wer die weißen Hochblätter genau anschaut, erkennt feinste, dicht verwobene Fasern, die an Wollfilz erinnern und auch ebenso wirkungsvoll gegen Nässe und Kälte sind. Das streng geschützte Edelweiß wächst zwar an der Kanisfluh, aber nur in extremsten Steillagen. Wer nun seiner Sissi wie einst Kaiser Franz Joseph I. eine Freude bereiten möchte, pflückt bitte keine Blumen, sondern kehrt bei Bianca Erath im Edelweiß am Öberle zur Jause ein. Besser noch übernachtet man in einem der schönen Zimmer im alpenländischen Stil, ausgestattet mit viel Holz, edlem Loden und feinem Leinen. Morgens früh stärkt die Hausherrin ihre Gäste mit einem herzhaften Bergfrühstück in der gemütlichen Stube oder auf der Panoramaterrasse: Knuspriges Bauernbrot, hausgemachte Marmeladen, Wurst vom „Wälder Metzg“, raffiniert angemachter, frischer Ziegenkäse aus dem Tal, Käse und Milch von den Hochalpen – untermalt von der faszinierenden Panoramasicht auf die Allgäuer Alpen. Übrigens: Ab diesem Sommer erstrahlt der Alpengasthof im regionaltypisch holzgeschindelten Gewand. Infos und Buchung unter www.oeberle.com
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