Im Landkreis Göppingen erschließen 16 Löwenpfade als Rundwanderwege und der Leading Quality Trail Albtraufgänger neue Perspektiven am doppelten Trauf.
WEIT REICHT DER BLICK INS ALBVORLAND. Irgendwo in der Ferne liegt Stuttgart unter einer Dunstglocke, während wir am Wanderparkplatz Gairenbuckel im strahlenden Sonnenschein stehen. Am benachbarten Bauernhof verlockt ein »Verkaufshäusle« den Rucksack etwas zu schwer mit regionalen Leckereien zu füllen. Macht nichts, die heutige Wanderung soll mehr Lustwandeln durch Wacholderheiden und von wilden Orchideen bestandenen Magerrasen sein denn eine kräftezehrende Tagestour. Die Löwenpfade sind zwischen 3 und 24
Kilometer lang und durchweg vom Deutschen Wanderverband zertifiziert. Neben einer attraktiven Wegstrecke waren auch die Sichtachsen in der Landschaft den Wegetüftlern aus dem Landkreis Göppingen besonders wichtig. Denn »neue Blickwinkel öffnen und Besucher mit neuen Perspektiven begeistern« funktioniert gerade hier an der Fils und ihren Nebentälern hervorragend. Obwohl die Landschaft dabei trickst. Der »doppelte Albtrauf« ist keine geologische Besonderheit, sondern eine optische Täuschung, entstanden durch das Einschneiden
der Fils in paralleler Lage zum Trauf der Schwäbischen Alb. Besonders schön zeigt sich das auf der »Felsenrunde«. Die Tour zwischen Geislingen an der Steige und Bad Überkingen wurde 2018 zum zweitschönsten Wanderweg Deutschlands gewählt.
WIESO EIGENTLICH LÖWENPFADE? Namensgeber ist eine auf den ersten Blick eher schlicht anmutende Holzfigur. Ein Mischwesen aus Mensch und (Höhlen-)Löwe, das jedoch spätestens beim zweiten Blick eine fesselnde Magie ausstrahlt. Obwohl der »Löwenmensch« 1939 in den Höhlen des Lonetals auf der Ostalb gefunden wurde, ist das altsteinzeitliche Kleinkunstwerk längst zum Symbol für die gesamte Schwäbische Alb geworden. Dass die exotische Großkatze zur Region gehört, zeigt sich auch im Wappen des Landkreises Göppingen und – nicht zu vergessen – auch von Baden-Württemberg. Die drei schreitenden Löwen lassen sich bis in die Zeit der Stauferkaiser zurückverfolgen. Deren historische Stätten, die Reste der einst stolzen Burg Hohenstaufen am Gipfel des gleichnamigen Berges oder das von dicken Mauern geschützte Wäscherschloss können ebenso auf den Löwenpfaden erkundet werden wie die noch weit längere Geschichte der Landschaft und ihrer Bewohner über alle Zeitepochen. Bis ins 15. Jahrhundert reicht die Geschichte von Schloss Weißenstein im Lautertal zurück, das als malerische Kulisse für den jüngsten Zuwachs der Löwenpfade dient. Die »Heldentour« in Lauterstein ist mit knapp 24 Kilometern und fast 800 Höhenmetern die bislang längste Tagestour. Hier steht vor allem die sportliche Herausforderung im Fokus, ohne den Blick für schöne Tal- und typische Alblandschaften zu verlieren.
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